Planen, als ob dein Leben davon abhängt: Was Bergsteigende und Geschäftsleute gemeinsam haben

6 wichtige Lektionen von Gipfelstürmer:innen, die dir dabei helfen, es bis an die Spitze zu schaffen und im Stress des Berufslebens die Nerven zu behalten.
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Mit seiner stolzen Höhe von 8849 Metern hat der Mount Everest Bergsteiger:innen aus aller Welt schon immer fasziniert. Im Jahre 1953 schrieben Edmund Hillary und Tenzing Norgay Geschichte, als sie nach einer langen und wagemutigen Reise als erste Menschen überhaupt den Gipfel erreichten. Seitdem haben es Tausende Abenteurer:innen versucht und jedes Jahr zieht es ungefähr 800 Wagemutige an den Fuß des Berges.

Die Warteschlange am Everest. Photo: Nirmal Purja

Der Anfang einer Gipfelmission ist oft von Angst geprägt:

  • „Was, wenn ich es nicht schaffe?”
  • „Was passiert im Falle eines Erdbebens oder einer Lawine?”
  • „Was, wenn ich mich auf dem Berg schwer verletzte?”
  • „Und wenn der Sauerstoff am Berg ausgeht?”

Tatsächlich ist der „Aufstieg“ eines:r Unternehmer:in, der:die ein Geschäftsprojekt startet, auch oft von Angst begleitet. Gleiches gilt für viele Manager:innen, wenn sie befördert werden. Obwohl die Aufgaben sich auf den ersten Blick stark unterscheiden, kann das Gefühl der Angst schnell den Geist lähmen, während der Verstand gleichzeitig tausend Gründe findet, warum man seine bevorstehende Reise nicht antreten sollte.

In diesem Artikel findest du wertvolle Lektionen von erfahrenen Bergsteigenden, die dir dabei helfen werden, Ängste erfolgreich zu überwinden und dein nächstes Unternehmensprojekt zu realisieren.

Lektion Nr. 1: Risiko als Realität wahrnehmen

Stell dir vor, du hast eine Idee für ein neues Produkt. Du hast sie schon lange, aber du traust dich einfach nicht, sie umzusetzen. Sobald du mit der Präsentation beginnst, wirst du von Zweifeln überwältigt:

  • „Das könnte den Kund:innen nicht gefallen.”
  • „Der Markt ist bereits übersättigt.”
  • „Und wenn sich die Investitionen nicht auszahlen?”

Wenn du dich zu sehr auf das Risikopotenzial deines Projekts konzentrierst, besteht die Gefahr, dass du dein Vorhaben immer weiter aufschiebst. Jede:r erfahrene Bergsteigende würde dir aber sagen: „Erfolg ohne Risiko, den gibt es nicht!“.

Apa Sherpa, ein nepalesischer Wanderer, der auch „Super Sherpa“ genannt wird, hat den Everest 21 Mal bestiegen. Auf die Frage nach den Sicherheitsmaßnahmen während des Aufstiegs antwortete er im Interview „Ich habe keine Ahnung, wie Sicherheit auf dem Everest definiert werden soll. Niemand weiß, wann eine Lawine von den Felsen stürzt. Es ist natürlich und kann immer wieder passieren. Auf dem Everest kann man Risiken nicht vermeiden.“

Aytekin Tank, Autor des Buches „Automate your Busywork“, rät risikoscheuen Charakteren:

  • Konzentration auf die Gegenwart
  • Selbstreflexion: „Warum will ich das gerade jetzt tun?“, „Was bringt es den Menschen?“
  • komplizierte Prozesse genießen, Fokus auf das, was Freude bringt.

Lektion Nr. 2: Sag „Lass es uns versuchen!“ statt „Ich kann das nicht.“

Nirmal Purja, besser bekannt als „Nims“, machte eine erfolgreiche Karriere in der britischen Armee, bevor er sich entschloss, in den Ruhestand zu treten, um alle 14 Achttausender der Welt zu besteigen - und das in nur sieben Monaten. Er nannte es „Project Possible-14/7“. Und er schaffte es - in 6 Monaten und 6 Tagen. Seit 2021 gibt es auch einen Dokumentarfilm über sein atemberaubendes Projekt namens „14 Peaks: Nothing is Impossible“.

Nirmal Purja auf dem Manaslu, dem achthöchsten Gipfel der Welt (8163 m). Quelle: cnn.com

Im Interview mit Climbing gab Purja zu, dass die ersten drei Gipfel für ihn sehr schwierig waren. Man fragte ihn, ob er damals daran gedacht habe, seine Mission abzubrechen.

Ich mag Herausforderungen. Für viele Leute ist schlechtes Wetter ein Hindernis, und sie gehen runter, während ich im Gegenteil aufsteige... Aber das sind alles kalkulierte Risiken

Eine Neugestaltung des inneren Narrativs und der eigenen Einstellung gegenüber Herausforderungen kann äußerst wirksam sein, um Ängste zu überwinden. Ein Beispiel hierfür ist das Schauspiel. Darstellende sind vor einer Aufführung oft nervös. Sie lernen jedoch, dieses Gefühl als positive Aufregung zu betrachten und so sind ihre Ängste plötzlich nichts mehr als ein angenehmes Kribbeln im Bauch.

Lektion Nr. 3: Planen, als hinge das Leben davon ab

In den Bergen darf man keine Fehler machen, denn eine unzureichende Vorbereitung kann dich schnell das Leben kosten. Beim Planen eines Aufstiegs konzentrieren sich Bergsteigende deshalb in der Regel immer auf die Aspekte, die sie kontrollieren können:

  • körperliche Fitness
  • Ausrüstung
  • Geländekenntnisse
  • Routenplanung
  • Wettervorhersage

Ausreichende Kenntnisse und ein bis zu 40 kg schwerer Rucksack sind dein Rettungsanker für die gesamte Reise - bergauf und bergab. Und wenn doch etwas schiefgehen sollte, hast du immer einen Plan B in der Tasche.

Besteigung des Mount Everest. Quelle: iantaylortrekking.com

„Im Geschäftsleben ist es leicht, zum „One-Trick-Pony“ zu werden, wenn man keinen Notfallplan hat“, sagt Richard Eaton, Mitbegründer von Berlineaton und Bergsteiger im Interview mit CMC Canada. Seiner Meinung nach ist es immer ratsam, eine Diversifizierungsstrategie zu haben, um Kund:innen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zufriedenzustellen und unerwartete wirtschaftliche Stürme zu überstehen.

Lektion Nr. 4: Dem Team vertrauen

Im Hochgebirge sind Expeditionsgruppen zur Sicherheit mit einem Seil miteinander verbunden. Wenn eine Person ausrutscht und abstürzt, liegt es in den Händen der Anderen, ein weiteres Abrutschen zu verhindern. Für einen erfolgreichen Aufstieg müssen also alle Mitglieder der Seilgruppe zusammenarbeiten und ihre Fähigkeiten und Kenntnisse mit dem Team teilen.

Eine Seilschaft von Bergsteigenden. Quelle: norway-travel.com

Wie beim Bergsteigen, ist auch im Geschäftsleben eine gute Teamarbeit von entscheidender Bedeutung. Wissenschaftler:innen haben in einer Studie zu „Impact of Collaboration“ herausgefunden, dass sich Teammitglieder oft gegenseitig motivieren und damit die Produktivität im Team steigern. In der Gesellschaft anderer Menschen spüren wir mehr sozialen Druck, welcher uns zum Handeln antreibt. Ein vereintes Team von Marketingspezialist:innen, Designer:innen und Ingenieur:innen wird zum Beispiel zweifellos ein Produkt von höherer Qualität schaffen, als wenn jeder Bereich separat an einer eigenen Lösung arbeitet.

Um deine Arbeitsprozesse im Team zu optimieren, kannst du das Z-Prozess-Modell als eine Art Roadmap verwenden.

Im Wesentlichen geht es darum, die Rollen richtig zu verteilen. Oft ist es so, dass das Team so begeistert von der Ideenfindung ist, dass das Projekt nicht über diese Phase hinausgeht. Der Z-Prozess ermöglicht es, die Rollen unter den Beteiligten sinnvoll aufzuteilen und so das geplante Projekt zum Erfolg zu führen.

Lektion Nr. 5: Die beste Zeit anzufangen ist jetzt

Manchmal ist die einzige Möglichkeit, den Gipfel eines Berges zu erreichen, den ersten Schritt zu tun, bevor die Wegweiser wieder verschwinden. Insbesondere auf Bergkämmen, wo die Wetterbedingungen oft extrem sind, müssen Bergsteiger:innen die wenigen guten Wetterfenster nutzen, an denen der Gipfel erreichbar ist. Ähnlich verhält es sich im Geschäftsleben: Wenn du die Gelegenheit nicht nutzt, werden es deine Konkurrent:innen tun.

„Der Weg zum Gipfel besteht aus einer Reihe von Schritten, und der erste Schritt ist manchmal der schwierigste. Du realisierst, dass du noch Tausende von Schritten vor dir hast, und außerhalb deines Zeltes ist es dunkel und kalt.“, sagt Matt Knarsten, Gründer einer Unternehmensberatung, der selbst schon Dutzende von Gipfeln in Nord- und Südamerika, Europa und Neuseeland bestiegen hat.

Um es einfacher zu machen, teilen Bergsteigende den Aufstieg in kleine Etappen ein, die realistisch und nicht mehr so schwierig erscheinen. Und so machen es laut Atlassian auch erfolgreiche Projektmanager:innen.

5 Phasen des Projektmanagements:

  • Projektinitiierung: Festlegung des Projektziels, des Projektumfangs, der Stakeholder, der Zielgruppe und ihrer Bedürfnisse. In dieser Phase wird auch eine Charta oder die Leistungsbeschreibung (SOW) entwickelt.
  • Projektplanung: Entwicklung einer Strategie, Festlegung von Zeitplänen, benötigten Ressourcen und Budgets
  • Projektdurchführung: Die eigentliche Arbeit am Projekt. Das Team erhält Aufgaben und beginnt mit der Arbeit an den Zielen, die in der Initiierungsphase festgelegt wurden.
  • Projektüberwachung: Unter Verwendung von KPIs untersuchen die Projektmanager:innen den Fortschritt und versuchen, eventuelle Hindernisse zu beseitigen.
  • Projektabschluss: Verfeinerung der Ergebnisse, Durchführung einer abschließenden Analyse, Einholen der endgültigen Genehmigung von Kund:innen und Abschluss des Vertrags.

Lektion Nr. 6: Reflektiere deine Reise

George Mallory war ein britischer Bergsteiger, der Anfang der 1920er Jahre versuchte, den Mount Everest zu besteigen. Er erreichte den Gipfel nie, aber seine Geschichte, die Noel Odell in dem Buch „The Fight for Everest 1924“ beschreibt, dient noch heute als Motivation für Bergsteigende.

Eines Tages bestieg Mallory einen besonders schwierigen Abschnitt des Mount Everest. Als er nach oben blickte, überwältigte ihn die bevorstehende Herausforderung. Doch beim Blick zurück sah er, wie weit er bereits gekommen war und dass der Gipfel näher war als gedacht. Dies half ihm, sich in Momenten von Selbstzweifel und Angst an seinen schon geleisteten Fortschritt zu erinnern.

Wenn du dich einem wichtigen Projekt widmest, ist es wichtig, gelegentlich innezuhalten und deinen bereits erreichten Fortschritt zu würdigen. Schließlich hast du auf deiner Reise aus Herausforderungen und Fehlern neue Erfahrungen und Fähigkeiten gemacht. Das gibt dir mehr Selbstvertrauen und motiviert dich, weiterzumachen - der Gipfel mag zwar hoch erscheinen, aber du hast bereits eine beträchtliche Strecke zurückgelegt.

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