Stagnation im Job

Ab wann ist es Zeit für Veränderung? Die Gründe für einen Karrierestillstand können ganz individuell sein.
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Vielleicht wartest du vergeblich seit Jahren auf deine Beförderung, weil die veraltete Firmenpolitik keine Karriereentwicklung fördert. Oder du denkst dir: „Eigentlich wünsche ich mir mehr für meine Karriere, aber ich habe ein tolles Team und wer weiß, ob das auch bei einem neuen Unternehmen der Fall sein wird?“. Vielleicht hast du auch schon das Unternehmen gewechselt, aber scheust dich, neue Sprünge in deiner Karriere zu wagen und so deine Qualifikation zu verbessern.

Natürlich sind nicht alle darauf bedacht, in ihrer Karriere so schnell wie möglich voranzukommen - manches braucht seine Zeit. Wenn du aber bereits für dich beschlossen hast, deine Karriere auf ein neues Level zu bringen, zeigen wir dir in diesem Artikel Wege auf, wie du eine langjährige „festgefahrene“ Position hinter dir lassen kannst.

Warum Menschen stagnieren: Gründe für mangelnde berufliche Weiterentwicklung

Schauen wir uns die Fakten an: Wie lange arbeitet ein Mensch im Durchschnitt für ein Unternehmen? Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IWD) aus 2021 waren es 11 Jahre. Je nach Betriebszugehörigkeit kann das stark abweichen (z. B. 16,6 Jahre in der öffentlichen Verwaltung und 5,8 Jahre im Gastgewerbe).

Die meisten Unternehmen bevorzugen es, kostengünstigere Nachwuchs-
kräfte einzustellen und sie für höhere Positionen zu formen. In Bewerbungsgesprächen wird daher oft betont: „Wir suchen jemanden, der:die sich im Unternehmen weiterentwickeln möchte“. Aber Achtung: Eine langfristige Zusammenarbeit bedeutet nicht immer eine schnelle Beförderung.

Warum arbeiten Arbeitnehmende jahrelang für eine Firma, ohne wirkliche berufliche Entwicklung zu erleben? Das liegt laut Harvard Business
Review
einfach an Trägheit. Viele Menschen bleiben in einem Unternehmen, bis sie die Umstände zu einem Wechsel zwingen. Die folgenden Faktoren können träges Verhalten begünstigen:

  • Interne Voraussetzungen: Du bist mit deiner Arbeit zufrieden und fühlst dich im Unternehmen wohl. Die Firmenwerte liegen nahe an deinen sozialen und moralischen Vorstellungen und du bleibst dadurch träge.
  • Externe Voraussetzungen: Du verlässt deine Arbeitsstelle nicht, weil die Situation auf dem Arbeitsmarkt instabil ist, wegen deiner eigenen finanziellen Situation, persönlichen Überzeugungen oder sogar familiärer Bindungen. Vielleicht gefällt dir aber auch nur der Standort/Stadtteil deiner Arbeitsstätte oder du willst deine freundlichen Kolleg:innen nicht verlieren.

Eine starke Bindung zwischen Mitarbeitenden und dem Unternehmen verringert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wechsel aus persönlichen Gründen angestrebt wird, da Arbeitnehmende die eigene Komfortzone bei einem Jobwechsel verlassen müssten.

Wie lange du in deiner Position bleibst, hängt ganz von dir ab. Wenn alles gut läuft und du in den nächsten Jahren keine Beförderung erwartest, solltest du dich nicht zu drastischen Veränderungen zwingen. Wenn du jedoch den Eindruck hast, dass deine Karriere stagniert und du dich demotiviert fühlst, solltest du deine Prioritäten überdenken. Im folgenden findest du, welche Anzeichen darauf deuten lassen, dass ein Rollenwechsel angebracht ist.

Du hast das Gefühl, nichts Neues mehr zu lernen

Diese Situation führt zu zwei Extremen. Entweder du wechselst häufig die Arbeitgeber:innen in einer bestimmten Branche und nimmst ähnliche Positionen ein, oder du arbeitest zu lange in einem Unternehmen, ohne über das Potenzial deiner eigenen Karriere nachzudenken.

Sehen wir uns jede Situation einzeln an:

Häufiger Firmenwechsel innerhalb einer Branche (gleiche Position)

Dies ist typisch für Menschen, die gerade erst ins Berufsleben eingetreten sind. Im Laufe der Jahre birgt diese Situation jedoch ernsthafte Risiken, da man seine Zeit nicht zu seinem Vorteil nutzt.

Wenn du bemerkst, dass einige Jahre vergangen sind und du bereits zwei Arbeitgeber:innen gewechselt hast, aber nichts Neues gelernt hast, dann ist es Zeit, in deine Karriere zu investieren.

Wechsle nicht zu schnell zu einem dritten Unternehmen. Versuche zunächst, alle Angebote deiner aktuellen Firma auszuschöpfen. Vielleicht zahlt das Unternehmen Weiterbildungskurse, die du bisher nicht in Betracht gezogen hast. Zögere nicht und melde dich für die Kurse an, die einen Mehrwert für deine Karriere bringen.

Wenn du in einem internationalen Unternehmen arbeitest, kannst du auch anregen, in die Arbeit auf anderen Märkten einbezogen zu werden. So kannst du zum Beispiel verschiedene Zielgruppenbedürfnisse kennenlernen und Fremdsprachenkenntnisse verbessern.

Langfristige Zusammenarbeit mit einem Unternehmen ohne Gehaltsanpassung über viele Jahre hinweg

Laut einer Gallup-Studie verbringen Manager:innen nur 25 % des Gesprächs mit Mitarbeitenden damit, die berufliche Entwicklung zu diskutieren und zu viel Zeit damit, deren Leistung zu bewerten. Aus diesem Grund erhalten vielversprechende Spezialist:innen, die eigentlich für eine Beförderung bereit wären, diese oft nicht. Die Befragten bevorzugen statt numerischer Rankings und der Analyse vergangener Leistungen ein persönliches Gespräch über die tatsächliche Entwicklung und aktuelle Wachstumschancen.

Wenn du seit mehr als drei Jahren in einem Unternehmen arbeitest, ohne befördert worden zu sein, kann es sein, dass die Prozesse veraltet sind. Es ist durchaus möglich, dass nicht nur du, sondern auch einige deiner Kolleg:innen nicht befördert wurden. Insgesamt hat dein Team sich an die Situation gewöhnt und du fühlst dich nicht motiviert, das Thema Beförderung anzusprechen.

Denke daran, dass ein längeres Verharren in derselben Position ohne jegliche professionelle Weiterentwicklung deine Chancen, in Zukunft attraktive Angebote zu erhalten. Ab einem Alter von 30 bis 35 Jahren wird es für dich schwieriger, das Unternehmen zu wechseln. Viele Firmen sind an neuen Talenten interessiert und die Branchen entwickeln sich weiter, sodass deine Fähigkeiten als veraltet angesehen werden könnten. Potenzielle Arbeitgeber:innen könnten deine Lernbereitschaft und Ambitionen aufgrund deines stagnierenden beruflichen Werdegangs infrage stellen.

Der erste Schritt Richtung einer Beförderung ist, deine Entwicklung so unabhängig und objektiv wie möglich zu bewerten. Danach solltest du dich an deine:n Manager:in wenden und eine realistische Beförderung anfragen. Achte dabei darauf, wie frei und offen er:sie mit dir kommuniziert. Wenn der:die Manager:in zögert oder dir eine Beförderung verweigert, solltest du darüber nachdenken, wie sinnvoll es für dich ist, weiterhin in einem Unternehmen zu arbeiten, das dir keine Aufstiegschancen bietet.

Du möchtest schon lange den Job wechseln, traust dich aber nicht

Du wirst zunehmend unzufriedener mit deinem Arbeitsplatz und denkst mehrmals pro Woche darüber nach, zu kündigen. Doch trotzdem kannst du dich einfach nicht dazu durchringen. Die Gründe für deine Unentschlossenheit können zum Beispiel unausgesprochene Bedürfnisse oder Angst vor Unsicherheit sein.

Lass uns diese Faktoren einmal genauer betrachten:

Unausgesprochene Bedürfnisse gegenüber deinem:er Arbeitgeber:in

Die Entscheidung, den Job zu verlassen, sollte gut überlegt sein. Karriereberater John Neral rät, in einer solchen Situation die 4-F-Methode anzuwenden und folgendes zu überprüfen: Fit (Werte), Function (Rolle), Finance (Gehalt) und Forward (Chancen).

Begründe und dokumentiere alle Antworten gründlich, denn das Konzept der 4-F-Methode beruht darauf, eine Entscheidung auf Faktenbasis zu treffen. Der Experte sieht kein Problem, wenn die Antwort auf eine dieser Fragen negativ ausfällt. Wenn aber zwei oder sogar mehr negativ ausfallen, ist es womöglich an der Zeit, das Unternehmen zu verlassen.

Angst vor Ungewissheit

Die logische Frage, die sich stellt, wenn jemand die Entscheidung trifft zu kündigen, ist: „Was kommt als nächstes auf mich zu?“ Ein strategischer Ansatz hilft, die Angst zu überwinden. Selbst wenn du noch nie einen Karriereplan erstellt hast, ist es nie zu spät damit anzufangen. Nimm dir ein Notizbuch und notiere die Antworten auf folgende Fragen:

- Wie stelle ich mir meine Karriere in 1, 5 und 10 Jahren vor? Welche Schritte muss ich unternehmen, um meine Ziele zu erreichen?

- Was sind meine Stärken und Schwächen als Arbeitnehmer:in? Welche Soft- und Hard Skills muss ich verbessern?

- Was sind meine Erwartungen an mein zukünftiges Unternehmen? Und welches Unternehmen passt definitiv nicht zu mir?

- Was sind meine finanziellen Erwartungen für dieses und das nächste Jahr? Kann ich eine Stelle bekommen, die diesen Erwartungen entspricht?

- Wie wird ein Motivationsschreiben für meinen Traumjob aussehen?

Bonusfrage, wenn es sich um eine leitende Position handelt:

- Bin ich bereit zu lernen?

Die Antworten auf diese Fragen sollten deine Ängste minimieren, denn deine Entscheidung zu kündigen ist gut überlegt und begründet, du hast einen Plan skizziert und bist bereit für neue berufliche Chancen.

Alles läuft prima. Ein Grund zur Sorge?

Sätze wie „Ich habe meinen Job gekündigt, weil ich ständig unzufrieden war“ hast du bestimmt schon gehört. Das Gegenteil wäre: „Ich habe gekündigt, weil ich glücklich war.“ Klingt komisch? Tatsächlich ist die Zeit der höchsten Arbeitszufriedenheit sogar eine der riskantesten. Hier sind einige der möglichen Probleme:

  • Die komfortable Umgebung hemmt die Entwicklung. Wenn du zufrieden bist, neigst du dazu, wichtige Chancen zu übersehen, die deinen Komfort stören könnten. Ob bewusst oder unbewusst, oft vermeiden wir eine Beförderung, um den gewohnten Arbeitsablauf nicht zu stören. Oder du hattest Angst, die Beziehung zwischen dir und deinem:r Manager:in durch eine offene Diskussion zu belasten und wurdest auf eine Weise befördert, die nicht zu deinem Vorteil ist.
  • Du verlierst Wettbewerbsfähigkeit. Wenn du dich auf ein bequemes Umfeld und deine Lieblingsaufgaben konzentrierst, verpasst du es, neue Expertise zu sammeln. Wenn du deine Stelle verlierst, könnte eine potenzielle Firma andere Kandidat:innen bevorzugen, die sich bereits weitergebildet haben.
  • Dein Team ist gleichzeitig dein Freundeskreis. An einem neuen Arbeitsplatz kann die Unternehmenskultur völlig anders sein als in deinem vorherigen Unternehmen - es wird sehr schwierig für dich sein, dich anzupassen.
  • Dein Traumunternehmen geht Pleite. Diese plötzliche Veränderung kann sehr demotivierend und überraschend sein, und ohne einen alternativen Plan ist es schwierig, mit potenziellen neuen Arbeitgeber:innen in Kontakt zu treten.

Um immer auf Veränderungen vorbereitet zu sein, rät der Personalexperte Jimmy Rose, alle sechs Monate deine Karriereperspektiven zu überprüfen. Lege den Fokus statt auf deinen eigenen Komfort auf den Arbeitsmarkt, die Trends in deiner Branche und das Gehaltsniveau für deine Position.

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