Mentoring-Leitfaden: Entdecke, was in dir steckt

Wie man eine:n Mentor:in findet (egal in welchem Bereich) und selbst Mentor:in wird.
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Komplett fehlerlos durch den Berufsalltag? Das ist wahrscheinlich utopisches Wunschdenken. Schließlich gibt es ohne Fehler auch weniger Fortschritt. Aber müssen wir alle Fehler wirklich selbst machen? Viele Fehltritte hat vor dir schon einmal jemand in einer ähnlichen Position gemacht. Wenn du dich auf die Vermeidung dieser unnötigen Fehler konzentrierst, statt selbst Perfektion anzustreben, kannst du Geld, Zeit und Nerven sparen.

Um aus den Fehlern von anderen zu lernen gibt es eine eigentlich schon uralte Tradition: das Mentoring. Mentor:innen sind Personen, die mehr über das Thema wissen, welches dich beschäftigt, und dir so helfen können, den besten Weg zu finden. In Japan gibt es beispielsweise die Philosophie Ikigai. Dort ist es sehr üblich, dass ältere Menschen eine Mentor:innenrolle einnehmen. Aber auch in der westlichen Arbeitswelt gewinnt Mentorenschaft immer mehr Aufmerksamkeit, wie der LinkedIn Learning & Development Report zeigt.

Wer ist ein:e Mentor:in?

Mentor:innen sind Expert:innen auf ihrem Gebiet und haben meistens bereits einen weiten Karriere- oder Lebensweg zurückgelegt. Sie sind bereit, ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. Normalerweise wenden sich Menschen an Mentor:innen, weil sie Folgendes erreichen wollen:

  • den Lernerfolg oder das Wachstum in einem bestimmten Bereich beschleunigen
  • Fähigkeiten verbessern
  • wertvolle Lektionen erhalten, um Fehler zu vermeiden
  • spezifische Probleme schnell lösen

Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Berater:innen, Mentor:innen und Coachs zu verstehen. Die Begriffe klingen zwar ähnlich, sind aber tatsächlich sehr unterschiedlich:

  1. Berater:innen sind Spezialist:innen, die in ihrem Fachgebiet beraten. Das heißt, eine Marketingberaterin kann beim Aufbau eines Marketingsystems helfen. Oder sie kann einen Manager in einem Bereich beraten, in dem er weniger Erfahrung hat. Das Ziel von Beratenden ist es, eine Lösung zu vermitteln und bei deren Umsetzung zu helfen.
  2. Coaches helfen Menschen in der Regel dabei, das Wesentliche vom Nebensächlichen zu trennen, ihre Ziele zu erreichen und diese zu priorisieren. Dabei geht es nicht um das Erlernen eines Berufes, sondern um die Persönlichkeitsentwicklung. Das Ziel des Coaching ist es, die tiefgreifenden Bedürfnisse der Person, mit der er:sie arbeitet, zu erkennen und dabei zu unterstützen, diese zu erfüllen. Coachs werden in speziellen Programmen ausgebildet, erhalten eine Akkreditierung und verfügen über detaillierte Arbeitsmethoden.
  3. Mentor:innen agieren ähnlich wie Berater:innen, indem sie helfen, ein spezifisches Berufsfeld besser zu durchschauen. Beim Mentoring geht es aber auch um Unterstützung, Motivation und Inspiration aus eigenen Beispielen. Die Aufgabe des:r Mentor:in ist es, die Probleme des Mentees ganzheitlich anzugehen - die grundlegende Theorie der Lösung zu erklären, bei der Umsetzung im richtigen Kontext zu helfen und dann die Ergebnisse zu bewerten, um gemeinsam ein Learning zu definieren.

Aufgaben und Grenzen von Mentor:innen

Für ein Mentoring gibt es keinen falschen Zeitpunkt. Es ist sowohl für Anfänger:innen als auch für erfahrene Fachleute wertvoll, wobei sich das Erfahrungslevel der Mentor:innen oft stark unterscheiden kann. In der Regel sind die folgenden Punkte ein Zeichen dafür, dass du eine:n Mentor:in kontaktieren solltest:

  • Probleme mit Konzentration und Zeitmanagement
  • alleinige Verantwortlichkeit über große Unternehmensbereiche
  • mangelnde Entwicklungsperspektiven in deiner aktuellen Position
  • Karrierestillstand für mehr als 2 Jahre Interesse an neuen Aufgabenfeldern

Bei den folgenden Herausforderungen ist es besser, wenn du dich an andere Spezialist:innen wendest:

  • Kommunikationsschwierigkeiten, Anpassungsprobleme;
  • Burnout-Management (damit kannst du dich entweder an eine:n Berater:in oder Psychotherapeut:in wenden);
  • Angstzustände, Depressionen, tiefes Burnout-Stadium (Psychotherapeut:in und/oder Psychiater:in);
  • körperliche Erschöpfung, ständige Kopfschmerzen, andere körperliche Beschwerden (Therapeut:in, Neurolog:in);
  • Missbrauch oder Belästigung im Team (Personalberater:in, HR-Manager:in, Rechtsberatung).

Häufige Motivationsschwierigkeiten oder Ablenkungen können Symptome ernsthafter gesundheitlicher Probleme sein. Außerdem ist es wichtig zu erkennen, dass ein:e Mentor:in keine Wunder vollbringen kann und dass Mentoring alleine nicht ausreicht, wenn:

  • du die Empfehlungen des:der Mentor:in nicht befolgst;
  • du die Kommentare des:der Mentor:in eher als Kritik statt als Chancen zur Weiterentwicklung wahrnimmst;
  • du nicht zu Veränderungen bereit bist.

Wie Mentoring funktioniert

Mentor:innen haben keine Allgemeinlösung - sie helfen mit dem, was hier und jetzt wichtig für dich ist. Das hat sowohl positive Aspekte, da es Flexibilität bietet, als auch negative, da es für Mentor:innen herausfordernd sein kann, zu entscheiden, wie sie ohne ein bewährtes Rezept arbeiten und Risiken eingehen.

Mentoring umfasst persönliche Treffen (offline oder online), die normalerweise zwischen 30 und 60 Minuten dauern. Die Treffen können einmalig oder als Serie stattfinden. Dabei können nicht alle Probleme sofort behandelt werden, oft ist es notwendig, die Mentees über einen gewissen Zeitraum zu begleiten.

In der Regel wenden sich Menschen mit den folgenden Anfragen an Mentor:innen:

  • regelmäßige Sitzungen zur strategischen Karriereentwicklung (mehrmals im Jahr);
  • Erstellung eines Entwicklungsplans für einen bestimmten Zeitraum (z. B. einmal pro Monat / Quartal);
  • Vorbereitung auf die Arbeitssuche (bei Bedarf);
  • aktive Arbeit an einem Portfolio oder spezifischen Fähigkeiten (ein- bis zweimal pro Woche);
  • Lösung aktueller Probleme (bei Bedarf).

Klassisches Mentoring gibt es in vielen Kursen: Nach einer Vorlesung kann man sich mit der Kursleitung treffen, Fragen stellen und Feedback zu den Hausaufgaben bekommen. Oft führt ein Kurs mit einem:r Mentor:in zu viel besseren Ergebnissen, da die Theorie durch die praktische Erfahrung der Kursleitung ergänzt wird und in die eigene Praxis einfließen kann.

In vielen Unternehmen fungiert die Teamleitung oft auch als Mentor:in, der:die dabei hilft, Wachstumsziele für Mitarbeitende zu setzen und diese Schritt für Schritt zu erreichen. Dies ist ein idealer Entwicklungsansatz für Fachkräfte und fördert außerdem die Arbeitnehmer:innenloyalität: Mitarbeitende in solchen Teams bleiben oft lange im Unternehmen und sind auch bei möglichen besseren Zahlungskonditionen der Konkurrenz nicht daran interessiert, das Unternehmen zu wechseln.

Die größten Herausforderungen beim Mentoring

Mentoring kann also ein wertvolles Tool sein. Jedoch ist nicht jede:r bereit, eine:n Mentor:in aufzusuchen oder selbst ein:e Mentor:in zu werden. Hierfür gibt es diverse Gründe:

  • Mentoring ist sehr ressourcenintensiv. Nach einer einstündigen Sitzung braucht man Zeit (manchmal mehr als die Sitzung selbst), um sich zu erholen. Daher hat ein Mentor:in (der:die in der Regel auch einen Hauptberuf hat) nicht so viele Zeitressourcen, um Mentees zu betreuen.
  • Mentoring erfordert eine Kombination verschiedener Kompetenzen. Eine Person, die Mentor:in werden möchte, muss über fundierte Erfahrungen in ihrem Bereich verfügen und die Fähigkeit besitzen, mit Menschen zusammenzuarbeiten, ihre Probleme anzuhören und zu verstehen. Es ist also wichtig, die Rolle als Mentor:in bewusst einzugehen und auszuüben.
  • Ungenügend entwickelte Mentoring-Kultur. Um mit einem:r Mentor:in zusammenzuarbeiten, muss man zunächst erkennen, dass man ein Problem nicht alleine lösen kann. Viele Menschen denken aber gar nicht daran, dass sie ein berufliches Problem schneller lösen können, wenn sie sich beraten lassen, da Mentoring ein nicht viel besprochenes Thema in vielen Unternehmen ist.

Die Hauptvorteile der Zusammenarbeit mit einem:r Mentor:in

Die Zusammenarbeit mit einem:r Mentor:in hat zwei wichtige Vorteile:

  1. Eine erhebliche Zeitersparnis. Du musst nicht selbst nach einer Lösung suchen, wenn schon jemand eine Lösung für dich gefunden hat: Du kannst Fragen stellen und um Hilfe bitten, so dass du in jeder Phase des Prozesses Unterstützung und Anleitung zu wichtigen Aspekten erhältst.
  2. Eine ganz andere Perspektive. In der Regel ist der:die Mentor:in bereits dort, wo du in fünf Jahren sein möchtest. Dadurch kann ein:e Mentor:in Probleme und Aufgaben erkennen, die für dich jetzt nicht offensichtlich sind.

Wenn du zum Beispiel dein Portfolio erstellst, fällt es dir schwer, es objektiv zu beurteilen. Das kann dazu führen, dass du es an zahlreiche Unternehmen sendest, jedoch ohne Erfolg. Du weißt selbst oft aber nicht, wo das Problem liegt. Wenn du jedoch frühzeitig eine:n Mentor:in konsultierst, kann er:sie dein Portfolio analysieren und dir wertvolles Feedback zur Darstellung deiner Erfahrungen geben. Zudem kann er:sie dir beim Erstellen deines Lebenslaufs, bei Vorstellungsgesprächen und beim Verfassen von Bewerbungsschreiben unterstützend zur Seite stehen.

Wie finde ich eine:n Mentor:in?

Ein:e Mentor:in ist die Person, die deinen Fokus und in vielen Fällen auch deine Entscheidungen beeinflussen wird. Deshalb ist es wichtig, bei der Suche nach einem:r Mentor:in sehr sorgfältig vorzugehen - und das liegt definitiv in der Verantwortung von Mentees.

Für den Anfang kann man Mentorin-Plattformen und Mentoring-Software mit erfahrenen Mentor:innen ausprobieren. Folgend haben wir eine erste kleine Auswahl für dich zusammengestellt:

  1. Qooper ist eine nutzungsfreundliche Online-Mentoring-Plattform, ideal für effiziente und wirkungsvolle Mentoring-Programme in Unternehmen. Mit nahtloser Integration in Systeme wie Google Workspace, Outlook und Microsoft Teams richtet sich Qooper besonders an größere Organisationen. Von Planung bis Berichterstattung deckt Qooper alle Aspekte eines erfolgreichen Mentoring-Programms ab.
  2. Guider ist der führende Anbieter von Mentoring-Software für Unternehmen und beschleunigt das Mitarbeitendenwachstum durch eine interaktive Lern- und Entwicklungsplattform. Es verbindet menschliche Bindung mit modernster Technologie für ein erstklassiges Lernerlebnis. Ideal für Unternehmen, die ihre Mitarbeitendenentwicklung und -bindung maximieren möchten.
  3. Mentor Lane ist eine Plattform, die darauf abzielt, Mentor:innen und Mentees zusammenzubringen und eine Umgebung für Mentoring-Sitzungen und Wissensaustausch zu schaffen. Sie bietet eine Reihe von Werkzeugen und Ressourcen, um Mentoring-Sitzungen zu organisieren, Ziele zu setzen und Fortschritte zu verfolgen. Mentor Lane kann in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden, einschließlich beruflicher Entwicklung, akademischer Unterstützung und persönlicher Entwicklung.

Eine andere Möglichkeit, Mentor:innen in deinem beruflichen Umfeld zu suchen, besteht darin, dass du auf Social Media nach Beiträgen zum Thema Mentoring suchst oder indem du bekannt gibst, dass du eine:n Mentor:in suchst und aus den Empfehlungen auswählst, die mit dir geteilt werden.

Auch ohne Mentor:in zum Erfolg?

Natürlich kannst du dich auch ohne Mentor:in weiterentwickeln und deinen Weg bestreiten. Es gibt Beispiele von Menschen, die beruflich erfolgreich geworden sind, ohne jemals Unterstützung in dieser Form erhalten zu haben. Tatsächlich hat jede:r von uns mindestens einmal die Erfahrung gemacht, mit einer informellen Mentor:in zu interagieren: sei es ein:r Manager:in, Direktor:in, erfahrene:r Kolleg:in oder Freund:in, der:die uns unterstützt hat, uns weiterzuentwickeln – auch wenn es nicht als Mentoring bezeichnet wurde.

Du kannst deine Erfahrungen nach dem klassischen Retrospektivschema selbständig analysieren:

  • was gut gemacht wurde - und weiter gemacht werden sollte
  • was schlecht gemacht wurde - und nicht wiederholt werden sollte

Wenn es sich um eine Reflexion über das Projekt handelt, werden folgende Fragen gestellt:

  • Hat sich das Projekt gelohnt?
  • Welche positiven Veränderungen hat es gebracht?
  • Welche Situationen hätten mit dem:der Kund:in vermieden werden können?
  • Welche fragwürdigen Momente gab es, die zum Konflikt geführt haben?

Bei der Analyse deiner Arbeit und deiner Prioritäten solltest du nach folgendem Algorithmus vorgehen: Schreibe alles auf, was du in der Woche gemacht hast → Teile die Aufgaben auf dieser Liste in Gruppen ein (je nach Bereich oder Format der Aufgaben) → Bewerte, welche Fähigkeiten jede Aufgabe verbessert, welches Ergebnis sie bringt und ob sie nützlich ist. Für Freiberufler:innen ist es besser, die finanziellen Ergebnisse zu bewerten, aber wenn du für ein Unternehmen arbeitest, kannst du deine Entwicklung und dein Interesse bewerten.

Diese retrospektive Analyse kann monatlich, halbjährlich oder jährlich durchgeführt werden. Sie kann dir dabei helfen, aus deiner Routine auszubrechen, den Stand der Dinge zu analysieren und deine Karriere in die richtigen Bahnen zu lenken. All dies ist im Grunde Selbst-Mentoring.

ELVTR revolutioniert Online-Bildung, indem wir renommierte Branchenexpert:innen mit ambitionierten Fachleuten zusammenbringen. Viele unserer Kurse bieten exklusives Mentoring durch Branchenexpert:innen. Wähle jetzt den richtigen Kurs für dich! 
Nach Abschluss des Kurses können sich Absolvent:innen in unseren exklusiven Alumni-Gruppen anmelden, um entweder eine:n Mentor:in zu finden oder selbst als Mentor:in tätig zu werden.

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